Fotografieren kann heute im Grunde jeder. Dank der rasanten Verbreitung von Smartphones boomt die digitale Fotografie wie nie zuvor. Und dennoch: Zwischen dem schnellen Knipsen von Schnappschüssen mit dem Smartphone und dem kreativen Fotografieren mit einer digitalen Spiegelreflexkamera liegen Welten.
Raus aus dem Automatikmodus
Auch die teuerste Kamera schießt nur tolle Fotos, wenn du sie richtig zu bedienen weißt. Für eine Spiegelreflexkamera heißt das zuallererst: raus aus dem Automatikmodus! Denn fotografierst du nur im Automatikmodus, verschenkst du all die tollen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten, die eine Spiegelreflexkamera bietet und mit denen so viel schönere Fotos entstehen als mit Kompaktkamera oder Smartphone.
Denk mal so drüber nach: Würdest du dir einen Ferrari kaufen, nur um damit dann im ersten Gang und angezogener Handbremse auf dem Supermarkt-Parkplatz im Kreis zu fahren?
Willst du mit deiner Fotografie das nächste Level erreichen, musst du dich zuerst mit den drei wichtigsten Einstellungen deiner Kamera vertraut machen.
Spiegelreflexkamera für Einsteiger: Blende, Verschlusszeit, ISO
Vorab: Licht ist das Wichtigste beim Fotografieren. Ohne Licht kein Foto.
Es gibt drei Einstellungen, über die du kontrollieren kannst, wie viel Licht deine Kamera aufnimmt: Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert. Einen ersten Eindruck dazu, wie sich die drei gegenseitig beeinflussen, gibt dir unsere Infografik. Die Grafik kannst du dir auch ausdrucken, so hast du sie beim Fotografieren als Spickzettel immer dabei.
Die Blende – Lichtempfindlichkeit und Tiefenschärfe
Reden wir zuerst einmal über die runde Öffnung in der Linse deiner Kamera: die Blende. Ähnlich wie die Pupille in unserem Auge, kannst du die Blende weit oder weniger weit öffnen, je nachdem, welche Lichtverhältnisse vorhanden sind.
Ist es eher dunkel und du benötigst viel Licht, öffnest du die Blende so weit wie möglich. Ist es sehr hell und du brauchst wenig Licht, verkleinerst du die Blendenöffnung – so wie sich deine Pupille verkleinert, wenn es sehr hell draußen ist.
Die Einstellung der Blende ist am Anfang leider etwas verwirrend. Der Grund: Je größer die Blende, desto kleiner die Blendenzahl. Der Blendenwert hat immer ein kleines „f“ vor der Zahl. Bei Standardobjektiven liegt der kleinstmögliche Wert (also die größte Blendenöffnung) meistens bei f3.5 oder f4.0. Der höchste Wert (also die kleinste Blende) liegt bei f29.
Neben der Helligkeit steuerst du über die Blende auch die Tiefenschärfe. Kennst du die Fotos, bei denen das Motiv im Vordergrund gestochen scharf ist, der Hintergrund aber verschwommen? Dieser Effekt ist auf eine geringe Tiefenschärfe zurückzuführen. Je offener die Blende, desto geringer die Tiefenschärfe. Willst du den Tiefenschärfe-Effekt verwenden, musst du also die Blendenzahl so klein wie möglich einstellen.
Verschlusszeit – Bewegung aufnehmen oder einfrieren
Über die Verschlusszeit steuerst du die Belichtungszeit deines Fotos. Den Kameraverschluss kannst du dir wie einen Vorhang vorstellen, der sich beim Auslösen öffnet und schließt, um eine bestimmte Menge an Licht in deine Kamera zu lassen. Je nachdem, wie lange sich der Verschluss öffnet, nimmt deine Kamera viel oder wenig Licht auf. Das alles passiert in der Regel im Bruchteil einer Sekunde.
Wofür ist die Belichtungszeit gut? Zum einen kannst du mit einer längeren Verschlusszeit auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut ausgeleuchtete Fotos erstellen. Bei wenig Licht oder im Dunkeln hilft eine lange Verschlusszeit dabei, dass ausreichend Licht von der Kamera aufgenommen wird. Zum anderen kontrollierst du über die Verschlusszeit die Darstellung von Bewegung auf deinem Bild.
Möchtest du sehr schnelle Bewegungen „einfrieren“, wähle eine niedrige Verschlusszeit. Möchtest du hingegen Bewegungen fließend und dynamisch darstellen, brauchst du eine relativ lange Verschlusszeit. Bewegte Objekte „verwischen“- so wird dem Betrachter Bewegung suggeriert.
Aber Vorsicht: Bei einer hohen Verschlusszeit ist es besonders wichtig, die Kamera absolut ruhig zu halten, damit das Bild nicht verwackelt. Ab einer bestimmten Verschlusszeit und je nach Lichtverhältnissen schaffst du das nur noch mit einem Stativ oder einer festen Unterlage.
ISO – Lichtempfindlichkeit und Körnung
Der ISO-Wert ist der dritte der drei wichtigsten Einstellungen an deiner Kamera. Eigentlich recht simpel: Je höher die ISO-Zahl, desto lichtempfindlicher ist deine Kamera. Fotografierst du bei wenig Licht, hilft es also, die ISO-Zahl zu erhöhen.
Die Kehrseite der Medaille: Je höher die ISO-Zahl, desto sichtbarer werden die Pixel auf deinem Foto. Egal, ob du eine Spiegelreflexkamera für Einsteiger oder ein teures Profi-Equipment benutzt – wenn deine Fotos körnig aussehen, kommt das wahrscheinlich von einer hohen ISO-Zahl.
Sind die Lichtverhältnisse optimal, solltest du deshalb eine niedrige ISO-Zahl wählen. Ist es dunkler, erhöhst du die ISO-Zahl – dein Bild wird besser ausgeleuchtet, aber auch etwas pixeliger sein.
Die meisten Grafikprogramme enthalten Filter, um die Körnung eines Fotos in der Nachbearbeitung zu verringern. Sollte dein Foto pixeliger sein, kannst du diesen Effekt wieder etwas abmildern.
Zusammenfassung
Das sind also die wichtigsten Einstellungen an deiner Spiegelreflexkamera. Wie sie genau miteinander zusammenhängen und wie du Blende, Belichtungszeit und ISO für die kreative Fotografie einsetzen kannst, erkläre ich dir in den kommenden Teilen unserer Serie über das kreative Fotografieren. Im nächsten Teil zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du die Blende manuell einstellen kannst, um damit tolle Effekte zu erzielen!
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