ISO ist einer der fotografischen Fachchinesisch-Ausdrücke schlechthin. Fast jeder hat schon einmal davon gehört, aber kaum jemand weiß, was es damit auf sich hat. Im vierten Teil unserer Reihe Schöner fotografieren erkläre ich dir heute, was ISO bedeutet.
Was bedeutet ISO?
ISO steht für „International Standard Organisation“. Das ist eine Instanz, die einen weltweit gültigen Standard für die Lichtempfindlichkeit von Filmen eingeführt hat. Die ISO-Zahl gibt an, wie lichtempfindlich dein Film ist.
Bis vor nicht allzu langer Zeit war das Fotografieren mit Analogkameras noch Alltag. Falls du dich nicht mehr daran erinnerst: Dazu nutzten wir Fotoapparate, auf denen man das Bild nach dem Fotografieren nicht direkt im Display anschauen konnte. Stattdessen probierten wir verschiedene Einstellungen aus, bis der Film voll war. Die Kamera spulte den Film zurück und wir haben ihn ins Fotolabor gebracht, wo er entwickelt wurde. Nach ein paar Tagen konnten wir die fertigen Fotos abholen und bestaunen.
ISO – Was war das nochmal?
Auf den Filmen, die man damals kaufen konnte, stand immer eine Zahl, zum Beispiel eine 100 oder eine 200. Das war der sogenannte ISO-Wert. Wollten wir mit einem höheren oder niedrigeren ISO-Wert fotografieren, mussten wir damals erst einen neuen Film einlegen – ganz schön kompliziert.
Heute geht das dankenswerterweise viel einfacher: An der digitalen Spiegelreflexkamera kannst du den ISO-Wert entweder automatisch einstellen lassen oder selbst per Knopfdruck verändern. Aber wozu ist der ISO-Wert nun eigentlich gut und welche ISO-Zahl stelle ich am besten ein?
Erinnerst du dich noch an unsere Infografik mit den wichtigsten Kameraeinstellungen? Dort kannst du es auf einen Blick sehen: Je höher die ISO-Zahl, desto lichtempfindlicher die Kamera, desto heller das Bild. „Also stelle ich die ISO-Zahl immer so hoch wie möglich ein?“ – Nun, so einfach ist das leider nicht, denn eine hohe ISO-Zahl hat einen entscheidenden Nachteil: Je höher die ISO-Zahl, desto mehr Körnung oder Bildrauschen sind auf deinem Foto sichtbar.
Willst du die ISO-Zahl manuell einstellen, gilt demnach die folgende Faustregel: so niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
Wenn es sehr hell ist, kommst du in der Regel mit einer niedrigen ISO-Zahl aus. Fotografierst du draußen und am helllichten Tag, wirst du gut mit einer ISO 100 auskommen. Ist es aber etwas dunkler, musst du möglicherweise die ISO-Zahl auf 800 oder mehr erhöhen.
Natürlich gibt es auch noch andere Möglichkeiten, ein helleres Bild zu bekommen, etwa indem du die Belichtungszeit erhöhst oder indem du eine zusätzliche Lichtquelle wie einen Blitz verwendest. Wenn du aber schnelle Bewegungen bei schlechten Lichtverhältnissen fotografieren möchtest (z. B. auf einem Konzert oder einer Party), kommst du kaum um einen höheren ISO-Wert herum. Bedenke beim Erhöhen der ISO-Zahl immer, dass du dir die zusätzliche Helligkeit auf deinem Bild immer mit einem höheren Bildrauschen „erkaufst“.
ISO – 4 Praxistipps für Einsteiger
Alle digitalen Spiegelreflexkameras und auch einige Kompaktkameras bieten die Möglichkeit, im Menü die ISO-Zahl manuell einzustellen. Die Zahl vor oder nach den Buchstaben gibt die Lichtempfindlichkeit an. Bei den meisten Kameras ist ISO 100 die niedrigste ISO-Zahl. Je nach Kamera kann die ISO bis zu einem Wert von 3200 oder mehr erhöht werden.
Tipp 1: ISO Zahl niedrig halten
Bei optimalen Lichtverhältnissen halte die ISO-Zahl möglichst niedrig. Sollte dein Bild zu dunkel sein, kannst du dies auch mit einer größeren Blendenöffnung oder einer längeren Verschlusszeit kompensieren.
Tipp 2: indirekte Lichtquelle
Bei Dunkelheit kann der Einsatz eines Blitzes das Erhöhen des ISO-Wertes ersetzen. Wenn möglich, benutze hierzu jedoch keinen Aufsteckblitz. Er wirft harte Schatten und lässt das Licht auf dem Motiv unnatürlich und kalt erscheinen. Suche dir lieber eine indirekte Lichtquelle!
Tipp 3: lange Belichtungszeit
Auch eine lange Belichtungszeit kann ein Erhöhen der ISO-Zahl überflüssig machen. Dafür solltest du möglichst ein Stativ verwenden oder eine extrem ruhige Hand haben, da das Bild sonst sehr leicht verwackelt. Das Fotografieren schneller Bewegungen ist bei langer Belichtungszeit ebenfalls ein Problem. In diesem Fall experimentierst du am besten mit der Belichtungszeit und dem ISO-Wert.
Tipp 4: Nachbearbeitung
Hast du mit einer hohen ISO-Zahl fotografiert, kannst du das Bildrauschen natürlich auch in der Nachbearbeitung verringern. Egal ob du Photoshop, Lightroom oder ein kostenloses Web-Tool wie Picmonkey oder Pixl Express benutzt – mit ein paar Klicks kannst du das lästige Bildrauschen stark verringern oder sogar komplett loswerden.
Besser ist es natürlich, das Foto direkt mit einer möglichst geringen ISO-Zahl zu schießen, so sparst du dir die Nachbearbeitung am Rechner.
Dies sind also die wichtigsten Informationen zur ISO-Zahl. Im Grunde reicht es aus, wenn du dir den folgenden Merksatz gut einprägst:
So niedrig wie möglich, so hoch wie nötig.
Ich stelle in der Regel die ISO immer erst auf 100 und erhöhe sie nur, wenn das Bild zu dunkel ist und ich es auf anderem Wege nicht heller bekomme.
Eigentlich gar nicht so kompliziert, oder? Wenn du dein Wissen noch weiter vertiefen möchtest, schau mal bei unseren Fototipps vorbei. Dort findest du viele interessante Artikel.