Ich bin gerne unterwegs und tanze für gewöhnlich auf vielen Hochzeiten. Letzten Sommer hatte ich die große Ehre auf einer polnischen Hochzeit zu tanzen. Eine meiner engsten Freundinnen lud mich auf ihre Hochzeit nach Polen ein. Eines möchte ich an dieser Stelle schon einmal verraten: Unsere polnischen Nachbarn wissen, wie man feiert!
Meine Freundin Lidka hat ihren Mann Mateusz 2011 kennengelernt und sie geben wirklich ein süßes Paar ab! Ihre Hochzeit war etwas Besonderes. Sie hatten sich dafür entschlossen, ganz traditionell zu heiraten. Beide sind römisch-katholisch und haben sich kirchlich trauen lassen. Vom Gottesdienst bis zur Feier wurde alles ganz nach polnischem Brauch ausgeführt.
Vor der Hochzeit
In Deutschland soll es Unglück bringen, wenn der Bräutigam seine Zukünftige vor der Trauung im Hochzeitskleid sieht. Ich war also ein wenig verwundert, als alle anwesenden Gäste sich bereits vor der Trauung mit dem verlobten Paar zusammenfanden. Traditionell findet vor der Hochzeit im Haus der Braut eine Segnung durch die Eltern statt, die Lidka und Mateusz kniend empfingen. An dieser Stelle hat sich das zukünftige Brautpaar mit einem großen Blumenstrauß bei ihren Eltern für die Erziehung, die sie genießen durften, bedankt. Es war ein wundervoller Anblick, nicht zuletzt weil alle feierlich gekleidet waren und Lidka und Mateusz beide umwerfend aussahen! Er hatte sich in einem dunkelgrauen Anzug schick gemacht, komplett mit Fliege und Manschettenknöpfen. Sie trug ein wunderschönes seidenes Hochzeitskleid mit feiner Spitze, einem schicken Schleier und passendem Schmuck. Eine Stylistin hatte das Make-Up und auch die beneidenswerte Hochsteckfrisur mit eingefassten Blüten perfekt hinbekommen.
Die Trauung
Im Anschluss an die Segnung durch die Eltern begaben wir uns alle gemeinsam auf den Weg zur Kirche. Beim Einzug gingen die Blumenkinder allen voran (es gibt in Polen keine Brautjungfern!), gefolgt von Brautpaar und Trauzeugen. Obwohl ich sprachlich nicht viel von dem Gottesdienst verstanden habe, hat es mich doch emotional sehr mitgenommen. Es wurden viele Lieder gespielt und ich war wirklich begeistert, mit welcher Inbrunst die Gäste mitgesungen haben! Auch war ich beeindruckt, wie die sehr gläubigen Polen wirklich jedes Gebet auswendig mitsprechen konnten. Nach dem Gottesdienst und dem Segenspruch durch den Pfarrer wurde das frisch vermählte Paar von allen Gästen vor der Kirche empfangen. Jetzt durften die Blumenkinder ihre Aufgabe erfüllen und auch wir Gäste konnten dem glücklichen Paar unsere Glückwünsche aussprechen.
Die Hochzeitsfeier
Nach der Trauung fuhren wir als Kolonne zu einem in der Nähe gelegenen Restaurant, das leckere polnische Kost serviert. Hier fand die Hochzeitsfeier mit anschließender Party statt. Bei ihrer Ankunft wurde die frischgebackene Braut traditionsgemäß von ihrem Mann über die Türschwelle getragen. Dann wurden beide, wie es auf einer Hochzeit in Polen üblich ist, mit Brot, Wasser und Salz begrüßt. Einem alten Brauch nach müssen sie von jeder der drei Speisen kosten. Das Brot und das Wasser sind ein Symbol dafür, dass dem Ehepaar niemals etwas mangeln wird. Das Salz steht für die schwierigen Momente, die jedoch gemeinsam überstanden werden. Und natürlich gibt es an dieser Stelle einen Toast auf das Brautpaar mit gekühltem Sekt. Die Sektgläser werden traditionsgemäß anschließend über die Schulter geworfen!
Das Essen
Die polnische Küche hat viel zu bieten und es gibt kaum eine polnische Mahlzeit ohne Suppe als Vorspeise. Auch an diesem Tag gab es eine traditionelle polnische Hühnersuppe und Salzgurken. Die Polen essen für gewöhnlich sehr deftig und so wurde als Hauptspeise Fleisch mit Kartoffeln serviert. Als Nachspeise wurde ein extravaganter Schokobrunnen mit weißer und dunkler Schokolade hergerichtet und zum Eintunken verschiedenes Obst angeboten. Außerdem gab es Eiscreme. Alle Speisen waren zuvor von dem Brautpaar sorgfältig ausgewählt worden. Sie hatten sogar individuelle Menükarten erstellt, passend zur Tischdekoration in einem zarten Rosa. Das sah wirklich klasse aus! Die Karten haben sie bei einer kleinen Firma in Polen bestellt und drucken lassen. Auch in Deutschland gibt es die Möglichkeit, eigene Menükarten zu gestalten, wie hier in unserem Wunderkarten-Shop.
Die Party
Die Polen wissen, wie man eine Party feiert! Nach jeder Menge Wodka wurde stundenlang getanzt. Um 22 Uhr schnitt das Brautpaar die Hochzeitstorte an, die der Bräutigam auf einem Fahrrad auf die Tanzfläche einfuhr. Um Mitternacht wurde das Tanzen unterbrochen und der Saal teilte sich in zwei Hälften: Damen auf der einen Seite, Herren auf der anderen. Auch ich befand mich unter der Damenschar. Es war Zeit für den nächsten typischen polnischen Brauch. In Deutschland wirft die Braut an dieser Stelle ihren Hochzeitsstrauß über die Schulter, in Polen ist es der Hochzeitsschleier. Die Herren versuchen hingegen, die Fliege des Bräutigams zu fangen. Und so warf Lidka ihren Schleier und Mateusz seine Fliege in die jubelnde Menge der Partygäste. Ich habe den Schleier leider nicht ergattern können. Den glücklichen Fängern der Hochzeitsutensilien gehörte darüber hinaus auch der nächste Tanz. Anschließend wurde bis in die Morgenstunden weiter gefeiert.
ER wirft seine Fliege und SIE wirft ihren Schleier:
Danke an das Brautpaar
Die Hochzeit von meiner Freundin Lidka war wirklich ein besonderes Erlebnis für mich. Es war sehr schön, eine traditionelle polnische Hochzeit miterleben zu dürfen und ich möchte mich an dieser Stelle bei Lidka und Mateusz für diesen wundervollen und spannenden Tag bedanken und dafür, dass ich einen einmaligen Einblick in die polnische Kultur erhalten habe.