Kennst du die Fotos, bei denen das Motiv im Vordergrund gestochen scharf ist, während der Hintergrund verschwimmt? Dadurch wird der Blick automatisch auf das Objekt im Vordergrund gelenkt.
Ob bei der Food Fotografie, bei Produktfotos, bei der Hochzeitsfotografie oder auch bei Portraits: Dieser Effekt ist eine sehr beliebte Form der Fotografie. Wir erklären dir Schritt für Schritt, wie du ihn mit deiner Kamera hinbekommst!
Teil 2 unserer Reihe zur kreativen Fotografie
Blende, Tiefenschärfe und Blendenvorwahl sind drei der wichtigsten Faktoren für die kreative Fotografie mit deiner digitalen Spiegelreflexkamera.
Mithilfe der Blende beeinflusst du nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Tiefenschärfe deiner Fotos. Je nachdem, ob du eine offene oder eine eher geschlossene Blende benutzt, wird das ganze Foto oder nur ein ganz bestimmter Bildausschnitt scharf.
Durch eine große Blende erreichst du eine geringe Tiefenschärfe – ein Effekt, den du einsetzen kannst, wenn du ein Objekt im Vordergrund eines Bildes hervorheben willst. Aber wie funktioniert das genau?
Zunächst einmal solltest du stolze Besitzerin oder stolzer Besitzer einer „DSLR“, einer digitalen Spiegelreflexkamera, sein. Mit einer einfachen Kompaktkamera ist es zwar generell auch möglich, den Hintergrund mit ein paar Kniffen unscharf erscheinen zu lassen, über Blende und Tiefenschärfe hast du bei einer Kompaktkamera aber keine wirkliche Kontrolle.
Ist diese Hürde aus dem Weg geräumt, solltest du dich mit den Grundeinstellungen deiner Spiegelreflexkamera vertraut machen. Einen guten Überblick erhältst du dazu in unseren Einsteigertipps zur Fotografie. Wie darin bereits kurz angerissen, ist die entscheidende Einstellung für einen unscharfen Hintergrund die Blende an deiner Kamera.
Schritt 1: Raus aus dem Automatikmodus, Blendenvorwahl an!
Zunächst musst du bei deiner Kamera vom Automatikmodus in die Blendenvorwahl bzw. den AV-Modus wechseln. Oben auf der Kamera findest du dazu normalerweise ein kleines Rädchen. Darauf siehst du neben einigen Symbolen auch ein paar Buchstaben.
Bei den meisten Kameras, wie beispielsweise bei denen von Nikon, sind das die Buchstaben P, S, A, M. Canon verwendet stattdessen die Buchstaben P, TV, AV und M.
Wichtig ist für dich der Buchstabe A bzw. AV (Canon). Das A steht für „Aperture Priority“, also für die Blendenvorwahl. Wenn du diesen Modus wählst, kannst du die Blende selbst einstellen, Verschlusszeit und ISO passt deine Kamera automatisch für dich an. Es handelt sich um einen halbautomatischen Modus.
Das „M“ auf dem Rädchen steht hingegen für „manual“, also für den manuellen Modus, in dem du alle Einstellungen selber vornehmen kannst.
Muss man denn unbedingt, um „professionell“ zu fotografieren, den manuellen Modus benutzen?
Nun, tatsächlich kenne ich sehr viele Fotografen, die 99 Prozent der Zeit die Blendenvorwahl benutzen. Sie bietet euch genügend Kontrolle, um kreative Effekte zu erzielen und ist trotzdem praktisch, eben weil die Kamera für dich die Verschlusszeit und den ISO-Wert automatisch anpasst.
Schritt 2: Blende einstellen
Als Nächstes stellst du die Blende in der Blendenvorwahl ein (A bzw. AV). Dies funktioniert in der Regel über einen kleinen Drehregler. Bei meiner Canon befindet er sich direkt neben dem Auslöser. Solltest du ihn nicht auf Anhieb finden, schaue am besten noch einmal in die Bedienungsanleitung deiner Kamera.
Die Einstellung der Blende ist etwas verwirrend, weil eine kleine Zahl eine große bzw. weit geöffnete Blende bezeichnet. Folgende Gleichung solltest du dir dazu einprägen:
Große Blende = kleine Zahl = geringe Tiefenschärfe = verschwommener Hintergrund
Das erste Bild habe ich mit einem Blendenwert von f1.8 gemacht, also einer großen Blende, die schön viel Licht hereinlässt. Der Hintergrund ist dadurch verschwommen, der Vordergrund im Fokus. Beim zweiten Bild habe ich den Blendenwert dann auf f8 erhöht. Du siehst, das ganze Bild ist scharf.
Die Blende an deiner Kamera zu verstellen, ist eigentlich ganz einfach: Schaust du durch deine Kamera oder direkt auf das Display, solltest du einige Zahlen und Werte sehen. Die Blende ist die Zahl mit dem kleinen „f“ davor. Drehe den Drehregler nach links, damit sich der Blendenwert verkleinert.
Je nachdem, was für ein Objektiv du benutzt und wie nah du heranzoomst, verändert sich der kleinstmögliche Wert. Bei meinem Standardobjektiv liegt er bei f/3.5, kleiner geht nicht. Damit bekommst du schon einen recht guten Tiefenschärfe-Effekt hin.
Gefällt dir der Effekt mit dem verschwommenen Hintergrund besonders gut oder fotografierst du viele Produkte für einen Shop oder einen Food Blog? Dann solltest du über den Kauf eines Objektivs nachdenken, das einen kleineren Blendenwert als f/1.8 ermöglicht.
Schritt 3: Fokussieren und abdrücken!
Hast du eine kleine Blende gewählt, musst du nur noch das Objekt im Vordergrund scharf stellen bzw. fokussieren. Das funktioniert entweder über den Autofokus oder indem du vorne am Objektiv so lange drehst, bis das gewünschte Objekt scharf ist. Nur noch abdrücken: Fertig ist der Tiefenschärfe-Effekt!
Am besten probierst du am Anfang verschiedene Blendenwerte aus, um ein Gefühl für die Unterschiede zu bekommen. Ganz wichtig: Denke immer daran, die Kamera absolut ruhig zu halten, damit das Bild nicht verwackelt.